Laufbericht
07.05.2006 Wien-VCM (HM - 1:43:18)
HM-Bestzeit 10 Wochen nach der Geburt meiner Tochter Alina
Die Geburt meiner Tochter Alina war genau 10 Wochen her und es war die erste Nacht, in der sie durchschlief - optimale
Voraussetzungen auch für mich als Läufer.
Und auch die Wetterbedingungen waren ideal: ca. 11 Grad, kein Wind.
Mein Ziel war es, unter 1:45 Stunden zu laufen. Meine bisherige Bestzeit war 1:45:52, gelaufen beim run and roll-HM in der
Buckligen Welt am 9.7.05 (einen Tag vor einer 2-wöchigen Donaukreuzfahrt - entsprechend vorsichtig mußte ich dort also
laufen).
Zwei Wochen vor Wien bin ich beim Energy Run in Eisenstadt die 7,8 km in 4:44 min/km gelaufen. Meine Berechnungen haben
eine voraussichtliche Zeit im Bereich meiner Bestzeit, aber nicht unter 1:45h ergeben. Daher stand für mich eine Woche vor
dem HM fest, dass ich erstmals in meiner Läuferkarriere eine Risikotaktik probieren werde. Ansonsten renne ich die langen
Läufe immer langsam an und versuche, auf der zweiten Hälfte schneller zu sein. Für den Halbmarathon heißt das, bis km 10
auf Kurs 1:47h zu laufen und dann versuchen, schneller zu werden.
Diesmal bin ich sofort auf 1:45h losgegangen. Es hat vom ersten Kilometer an perfekt geklappt: km 1 in 4:58 - das ist genau
die 1:45er km-Zeit; die ersten 5 km in 24:49 - 3 Sekunden unter der 1:45er Zeit. Die 5km-Splits waren:
1-5 24:49 (4:58)
6-10 24:37 (4:55)
11-15
24:28 (4:53)
16-20 24:48 (4:58)
letzte 1.097m (4:08)
Die ersten 5 km verlaufen vom Start in der Wagramer Strasse, über die Reichsbrücke, zum Praterstern und dann in die Prater
Hauptallee. Km 5-10 führen über die Schüttelstrasse zur Schwedenbrücke und von dort Richtung Urania und auf den Ring. Vor
km 10-15 hatte ich am meisten Respekt, weil es dort (Ring, Operngasse, Linke Wienzeile) ständig leicht bergauf geht - ich
bin dann dort aber die schnellsten 5 km gelaufen! Km 15-20 führen über Schloß Schönbrunn, durch die Mariahilfer Strasse,
auf den Ring und zum Heldenplatz. Bis km 18 geht es noch bergauf, die letzten Kilometer dann mit teils starkem Gefälle ins
Ziel.
Bei km 10 habe ich mir vorgestellt, wie ich im Ziel über eine neue Bestzeit jubeln werde: Schuhe ausziehen, Boden küssen,
mich bekreuzigen, zum Himmel schauen (nichts dergleichen habe ich dann gemacht!). Ich habe mir eingeredet, dass der Kuchen
noch nicht gegessen ist, obwohl ich mich sehr gut gefühlt habe. Ich habe ständig in mich hineingefühlt und vom Laktattest
gewußt, dass meine anaerobe Schwelle bei HF 167 liegt. In diesem Bereich bin ich auch gelaufen, d.h. mit ca. 4 mmol Laktat.
Bei dieser Schwelle kann es natürlich sein, dass man sie knapp überschreitet und mit Fortdauer des Rennens (z.B. nach km
15) die Muskeln total übersäuert sind und nichts mehr geht. Ich war aber offensichtich gut trainiert und habe es perfekt
erwischt.
Nach km 15 habe ich ständig überlegt, ab wann ich versuche, das Tempo zu verschärfen. Nach dem Zieleinlauf habe ich mich
kurz geärgert, dass ich vielleicht zu spät Ernst gemacht habe, da ich um 19 Sekunden eine 1:42er Zeit verpaßt und noch
Reserven gehabt habe. Ich bin ca. 2 km vor dem Ziel auf Zug gegangen. 3 km habe ich mich nicht getraut, da wären nämlich
noch 15 min. zu laufen gewesen. Und es war mir wichtig, die 1:45h sicher heim zu bringen. Als ich bei km 20 mit 1:37:42
vorbei bin, war mir leider klar, dass sich die 1:42h nicht ausgehen. Dennoch bin ich die letzten 1.097 m in 4:08 min/km
gelaufen (= schnellster km). Der Zielsprint ist auf meiner Garmin mit einer 3er-Zeit registriert.
Die Stimmung an der Strecke war trotz kühlem Wetter gut, vor der Oper sensationell: Dort glaubt man, man läuft ins
Olympiastadion ein, die Leute jubeln nur dir zu und du bist Olympiasieger!
Ich war diesmal so aufs Rennen konzentriert, dass ich meine Begleiter (Sonja, Alina, Mam, Daddy) nur am Schwedenplatz
gesehen habe. Auf der Lassallestrasse und beim Zieleinlauf habe ich sie versäumt. Im Ziel haben wir aber schnell zueinander
gefunden - siehe Foto.
Erreicht habe ich mit dieser persönlichen Bestzeit den 172. Klassenrang (von 741 Finishern in der M35). Insgesamt wurde ich
881. von 5.337 Läufern, was sensationelle 16 % bedeutet (= 84 % hinter mir gelassen)!
Bild: Nach dem VCM-HM 2006 mit Sonja und Alina
Bild: Urkunde VCM-HM 2006